Prof. Dr. Ansgar Thiel

10. November 2022, 17 Uhr:

Warum werden Sportler*innen immer besser?

Digitale Kinder-Uni Vorlesung online im Live-Stream

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Wer denkt, ein Professor für Sportwissenschaften verbringt viel Zeit auf dem Trainingsplatz und zeigt Studierenden, wie man einen Salto macht oder einen Speer wirft, der irrt sich. Ansgar Thiel ist praktisch nie auf dem Trainingsplatz zu finden. Wie die meisten Wissenschaftler*innen verbringt er viel Zeit im Büro. Hier liest und schreibt er Aufsätze, spricht mit Doktorand*innen über ihre Forschungen.

Thiel und seine  Mitarbeitenden erforschen, warum Sportler*innen so viele Schmerzmittel nehmen. Oder wie man alte Menschen in Pflegeheimen dazu bringen kann, sich mehr zu bewegen. Oder wie Sportler*innen mit dem Training klarkommen: „Sportler*innen sind sehr unterschiedlich, manche trainieren extrem diszipliniert und sind sehr fleißig, anderen fällt das Training schwer. Wir wollen herausfinden, was das mit ihrem Leben zu tun hat. “

Ansgar Thiel hat als Kind viel Sport gemacht.  Fußball, Handball, Laufen. Seinen Eltern war das wichtig. Sie waren keine Akademiker*innen, aber sie haben darauf geachtet, dass all ihre fünf Kinder Sport treiben und ein Musikinstrument lernen. Ansgar Thiel hat Trompete gespielt und war sogar mal Mitglied  einer Punkband. Die Schule hat ihm nicht besonders gefallen: „Ich war in den meisten Fächern einigermaßen gut, aber habe mich nicht besonders angestrengt und fand es eher langweilig. Ich bin hauptsächlich zur Schule gegangen, weil ich da meine Freunde getroffen habe.“ Hat er denn auf der Schule etwas fürs Leben gelernt? „(Sehr langes Überlegen) Ja, vielleicht  in Deutsch oder Latein.“

Wenn es nach Ansgar Thiel ginge, würde die Schule anders aussehen. „Mathe ist eigentlich ein total spannendes Fach, aber so abstrakt wie es vermittelt wird, gefällt es nur Schüler*innen, denen es leicht fällt.“  Thiel würde Mathe  in andere Fächer einbauen, in Sport zum Beispiel. „Sport ist eigentlich eine Mischung von ganz vielen Disziplinen. Da geht es darum, wie man sich motiviert, also  um die Psyche, aber auch um das Soziale, die Mannschaft, und um Biologie, Medizin,  Physik und  Mathe.“ Mathe? Ja. Gute Sportler*innen müssen beim Training sehr genau darauf achten, wie sie sich am besten bewegen. „Um herauszufinden, wie man laufen muss, um richtig schnell zu werden, braucht  man zum Beispiel die Integralrechnung.“

Was man auch braucht, ist Disziplin. Ohne hartes Training kommt man im Sport nicht weiter, da lässt Thiel keinen Zweifel dran. Dass heute viele  so tun, als könne man seine Ziele ganz bequem erreichen, stört ihn. „Heute sind Influencer*innen für viele Jugendliche ein Vorbild. Aber auch Influencer wie PewDiePi quatschen in ihren Videos nicht einfach drauf los, die bereiten sich gründlich vor, das ist harte Arbeit.“ Großen Respekt bei Jugendlichen genießen auch Parkours-Sportler*innen, die sich über  Mauern hangeln und Wände hochklettern. „Aber wer richtig gut sein will im Parkours, muss täglich sechs Stunden üben.“

Sportwissenschaftler*innen wie Thiel interessieren sich dafür, wie die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen sich verändern. Denn das hat Folgen für den Sport. „Junge Sportler*innen machen heute nicht mehr einfach das, was andere machen oder was der Trainer ihnen sagt. Sie wollen selbst mitentscheiden, legen Wert auf Coolness und gutes Aussehen und wollen das auch bei Instagram oder Tiktok zeigen.“ Der klassische Leistungssport ist ihnen nicht mehr so wichtig, meint Thiel. Er berät deshalb den Deutschen Fußballbund, wie man Jugendliche heute am besten motiviert.

Wie hält es Thiel selbst mit dem Sport? Hat er dafür überhaupt noch Zeit? Klar. „Ich mache jeden Morgen vor dem Frühstück 30 Minuten Workout.“  Und einmal die Woche trifft er sich mit  Freunden zum Boulespiel. Das Werfen mit den Kugeln sieht auf den ersten Blick nicht  besonders anstrengend aus, eher wie eine entspannte Freizeitbeschäftigung. Aber dieser Eindruck täuscht: „Wenn wir  Boule spielen, unterhalten wir uns höchstens über das Boulespielen. Die Kugeln richtig zu werfen auf dem rauen Untergrund, ist  kompliziert. Da spielen Physik und Mathematik eine Rolle.“ Und wie in  anderen Sportarten muss man Boule ernsthaft trainieren und sich aufs Spiel konzentrieren. Boulespieler*innen wollen nämlich besser werden, wie alle  Sportler*innen. Das ist übrigens das Besondere am Sport. Niemand muss Olympiasieger werden, aber jeder kann ein bisschen besser werden, wenn er  will. „Und besser zu werden, ist einfach ein tolles Gefühl“, sagt Thiel.

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